Samstag, 3. Mai 2014

MACHT UND GEWALT

Macht ist, soziologisch gesehen, die Basis JEDER sozialen Beziehung!

Beim Begriff der Macht schließe ich mich Max Webers Definition an:


M a c h t
bedeutet jede Chance,
innerhalb einer sozialen Beziehung den
eigenen Willen auch gegen Widerstreben
durchzusetzen, gleichviel worauf diese
Chance beruht. ”
Max Weber, Wirtschaft und Gesellschaft,
Tübingen 1972, 5. Aufl. (1. Auflage 1921)



Schon auf der Ebene basaler Sozialität (Beziehungssstruktur) spielt Macht die entscheidende Rolle.

In dem Moment, wo zwei Menschen sich das erste Mal ansehen, passiert eine Verselbständigung der Beziehung, die Macht auf das TYPISCHE Verhalten innerhalb der Beziehung ausübt, inkl. eines Machtgefälles zwischen den beteiligten Personen im Normalfall, das sich nur im unwahrscheinlichen Ausnahmefall zu einem reziproken Austausch hin entwickelt, an dem beide Personen in gleichem Maße interessiert sind.
Ich gebe zu, diese Struktur kann man nicht anmalen . Deswegen existiert sie für einen Materialisten selbstverständlich nicht.
Die Wirkungen auf die VERTEILUNG des Verhaltens sind allerdings eindeutig. 
 
Wie unzureichend eine rational orientierte Psychologisierung dieser Strukturen ist, zeigt die Tatsache, dass Morde zu 90% Beziehungstaten sind. Sie entstehen , weil die unbewusste Determination des Verhaltens die Menschen innerhalb der Beziehung hilflos macht und sie Entlastung oft nur durch katastrophale, meist UNGEWOLLTE Aktionen mit dramatischen Nebenwirkungen erreichen können.
Jeder, der Beziehungserfahrung hat, wird, wenn er über eine entsprechende Selbstwahrnehmung verfügt, die unbewusste Determination dieses TYPISCHEN Verhaltens innerhalb einer Beziehung, auch in weniger dramatischen Fällen bestätigen. EheTHERAPIEN werden nötig, um die strukturellen Zwänge zu relativieren, die bewussten, ehrlich gemeinten Versuche beider Seiten reichen oft nicht. Warum wohl? Weil die „Soziologie des Unbewussten“ zuschlägt.

Gewalt ist aus meiner Sicht (viele Philosophen sehen es anders) die Extremform von Macht, ob körperlich oder psychisch angewandt. Sie aktualisiert das Machtpotenzial in der radikalsten Form. Zwar stimmt es, wie einige Philosophen behaupten, dass z.B. bei einer Tötung eines Menschen, weitere Machtmanipulationen bezogen auf den Getöteten unmöglich sind.

Aber bei strategischen Tötungen, wie sie beispielsweise von Terroristen oder von der Mafia konsequent angewandt werden, besteht die Wirkung darin, dass zukünftige Tötungen als wahrscheinlich eingestuft werden und diese Organisationen damit ihre Macht gewaltig steigern können, um das zukünftige Verhalten von Zielgruppen sogar teilweise OHNE neue Gewaltanwendung zu manipulieren.

Bei Folterungen, einer extremen Form von Gewalt, ist die Wirkung typischerweise die , dass der Gefolterte in einer nächsten, vergleichbaren Situation ohne die erneute Anwendung extremer Gewalt sein Verhalten ändert oder seine Informationen preisgibt, in Erwartung ähnlicher Schmerzen, wie er sie erlebt hat. Psychologisch betrachtet handelt es sich natürlich um Traumatisierungen, die das Verhaltensmöglichkeiten eines Menschen lebenslang beeinträchtigen können.


Psychische Gewalt hat ähnliche Auswirkungen, z.B. bei der Gehirnwäsche, die die PersönlichkeitsSTRUKTUR vollkommen verändern kann. Auch Stalking führt schon in der psychologischen Variante zu den bekannten Manipulationen des Verhaltens, die so weit führen können, dass jemand nicht mehr in der Lage ist, das Haus oder die Wohnung zu verlassen.

Hörigkeit und Sklavenhaltung, die wieder zunehmend in modernen Gesellschaften vorkommt, sind andere Beispiele für extreme soziale Beziehungen auf der Basis der radikalen Aktualisierung von psychischem und/oder körperlichem MachtPOTENZIAL.

Strukturelle, psychische Gewalt (Werbung/Propaganda) werden heutzutage kaum aus dieser Perspektive betrachtet. Ein Riesenerfolg von Propaganda und Werbung und eine Schande für die Soziologie, die wissenschaftlich für „soziale Beziehungen“ zuständig sein sollte.

Die liberale IDEOLOGIE und die von mir beschriebene KomplexitätsIDEOLOGIE schaffen es bisher hervorragend , diese menschenverachtenden Macht- und GewaltSTRUKTUREN unter dem Deckmantel von Liberalität und Pluralität zu kaschieren.
 

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