Das Asch - Konformitäts-Experiment
Solomon Asch führte zwischen 1951-1956 sozialpsychologische Experimente zum Konformitätsdruck in Gruppen durch.
Diese
immer wieder bestätigten Resultate zeigen, dass z.B. in einer durch
Zufallsauswahl zusammengesetzten Gruppe 95% der Probanden zwei
offensichtlich unterschiedlich lange Linien realistisch wahrnehmen und
einschätzen konnten.
Wenn die Gruppe so manipuliert wurde, dass
nur ein echter Proband in einer Gruppe war und der Rest Schauspieler
änderte sich das Ergebnis spektakulär, wenn die Schauspieler die
unterschiedlichen Längen FALSCH bewerteten.
Unter diesem Gruppendruck waren nur noch 25% statt 95% in der Lage, die Realität realistisch zu bewerten.
Wer
nun denkt, wahrscheinlich geht es um bewusste Prozesse, nach dem Motto
„Ich falle lieber nicht auf und gebe deshalb die falsche Antwort“, wird
durch aktuelle neurowissenschaftliche Experimente (z.B. Berns 2005)
widerlegt. Sie zeigen, dass die Probanden überzeugt waren, sie seien
durch eigenständige Wahrnehmung jetzt zu der richtigen Beurteilung der
Realität gekommen:
„Most of Berns’s volunteers reported having
gone along with the group because ‚they thought that they had arrived
serendipitously at the same correct answer’. They were utterly blind, in
other words, to how much their peers had influenced them.” (Cain
2013: 92)
Ist es nicht höchstwahrscheinlich, dass die
Schreispirale in den Medien (Steiner 2012) einen ähnlichen
Konformitätsdruck erzeugt und damit auch zu solchen a-rationalen,
unbewussten Prozessen führt, die subjektiv als rationale Entscheidungen
für bestimmte „realistische Perspektiven auf die Realität“ empfunden
werden?
Wie könnten Demokratien rationaler gestaltet werden,
wenn man diese wissenschaftlichen Ergebnisse, neurowissenschaftlich
aktuell bestätigt, soziologisch und politisch endlich ernst nehmen
würde?
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