Samstag, 15. März 2014

Die Metaphysik des Unbewussten




Eduard von Hartmann hat 1869 in seiner „Philosophie des Unbewussten“  das Unbewusste als die Basiskategorie der Beziehung zwischen der objektiven und der subjektiven Realität konzipiert, und das fast ein halbes Jahrhundert vor Freud. Begrifflich hat er zu dieser Zeit schon das kollektive und das individuelle Unbewusste verbunden, was bei Freud und Jung später bekanntermaßen zu zwei unterschiedlichen Perspektiven auf das Unbewusste führte. 

„Es ( das Prinzip des  Unbewussten, G.Sch.) drängt und zieht sich alles  nach dem Einen hin, es krystallisiert gewissermassen in jedem neuen Capitel ein Stück mehr von der Welt um diesen Kern herum, bis es zur All-Einheit  erwachsen das Weltall umfasst und sich zuletzt plötzlich als das darstellt, was den Kern aller großen Philosophien gebildet hat,  Spinoza’s Substanz, Fichtes’s absolutes  Ich, Schelling’s absolutes Subject-Object, Plato’s und Hegel’s absolute Idee, Schopenhauer’s Wille usw.“  (Hartmann 1869: Kindle Pos. 797).

In meinen Worten bedeutet diese Metaphysik des Unbewussten einen Hinweis darauf, Kreativität und schöpferische Intelligenz  (Bergson),  also die konstruktive Seite des Unbewussten, als eine Verbindung zwischen dem objektiven Unbewussten (Gott/Ursubstanz/ Unendlichkeit /Absolutes usw.) und dem subjektiven Unbewussten/Seele zu begreifen. 

Genies wie Einstein und andere haben ihre Entdeckungen als Eingebung beschrieben, die zwar ihre systematische, logisch-analytische Vorarbeit zur Voraussetzung hatte, aber dann eher Eingebung entsprachen, nicht wissend, wo herkommend. Dann erst führte wieder die analytische Rekonstruktion dieses Geschenks (von woher auch immer?) mit Hilfe Ihres  ungewöhnlichen Verstandes  zu einem rational kalkulierbaren Prozess.

Intuition aus der Sicht der heutigen neurowissenschaftlichen Forschung bleibt einem späteren Post vorbehalten.


Genialität hat offensichtlich im Unterschied zur normalen Hochbegabung etwas mit der Verbindung von a-rationaler, ganzheitlicher Intuition und analytisch-logischen Fähigkeiten zu tun.

1 Kommentar:

  1. Die Spekulation über eine allumfassende geistige Dimension empfinde ich als sehr faszinierendes Thema, vor allem gefällt mir der Gedanke, dass wir alle darüber irgendwie verbunden sind und uns so - ähnlich den Erkenntnissen der Quantenmechanik - gar nicht als von der Welt isolierte Individuen und Egos sehen sollten.

    Aber genauso kann man den Menschen bzw. sein Bewusstsein als Effekt einer materialistisch evolutionär entstandenen Bewegungsoptimierungs- und Problemlösungsmaschine Neocortex als auf veränderte Umwelt assoziierendes, analysierendes reagierendes neuronales Netzwerk mit mehr Neuronen als Sterne in der Milchstraße. Dann kommen Ideen nicht aus einer mystischen anderen geistigen Sphäre, sondern sind eben Lernanpassung des individuellen Gehirns an Problemstellungen. Und das Unbewusste ist nur eine Kombination aus Trieben und erlernten Ängsten und Traumata - und die Verknüpfung zwischen uns ist einzig die Empathie für das Gegenüber, realisiert durch Spiegelneuronen aufgrund evolutionärer Vorteile für die Sippe.

    Mit gefällt die erste Erklärung besser, allerdings vielleicht auch, weil der Mensch einen angeboren Hang zum Übersinnlichen, zum Mystischen besitzt. Aber auch die profane empirisch-szientistische Sicht würde als Deutung reichen, so wie die Evolutionstheorie weitgehend die Notwendigkeit von "Gott, dem Schöpfer" ersetzt hat - wenn auch mit Mut zu (schrumpfenden) Lücken. Und gleichzeitig habe ich auch eine Abneigung gegen spekulativen Hokus pokus, besonders wenn es als Wissensmächtigkeit vortäuschendes unantastbares Dogma daher kommt.

    Allerdings gibt es für mich da ein Fragezeichen, das vor allem in den für jeden möglichen Erfahrungen der Meditation besteht. Ein Extrembeispiel ist da der Fall der amerikanischen Hirnforscherin Jill Bolte Taylor, die "dank" eines Schlaganfalls in ihrer linken Gehirnhälfte eine bewußtseinserweiternde Erfahrung machte, die einen erahnen läßt, welches Potential in der "geistigen Dimension" steckt. Ihr Vortrag bei TED ist da sehr eindrucksvoll: http://www.ted.com/talks/jill_bolte_taylor_s_powerful_stroke_of_insight

    Was auch immer richtig sein sollte, folgert doch aus beiden die Notwendigkeit einer solidarischen, ethisch fundierten Lebensweise einer globalen Sippe.

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