C.G. Jung und der Nationalsozialismus
C.G. Jung hat sich bekanntlich mit dem kollektiven Unbewussten
beschäftigt und den archetypischen, von Mythen und Symbolen gesteuerten
Grundlagen menschlichen Verhaltens.
Wenn wissenschaftliche
Aussagen Prognosefähigkeit implizieren sollen, ist das folgende Zitat
Jungs aus dem Jahre 1936 außerordentlich bemerkenswert:
„Ja es
gibt nichts Böses, dem Menschen unter der Herrschaft eines Archetypus
nicht anheimfallen können. Wenn vor dreißig Jahren jemand vorauszusagen
gewagt hätte, daß die psychologische Entwicklung in Richtung eines
Wiedererwachens mittelalterlicher Judenverfolgung gehen, daß Europa
erneut vor den römischen Liktorenbündeln und unter dem Marschtritt der
Legionen erzittern würde, daß man den römischen Gruß wiedereinführen
könnte wie vor zweitausend Jahren, und daß statt des christlichen
Kreuzes eine archaische Swastika Millionen von Kriegern zu
Todesbereitschaft anködern würde – man hätte diesen Mann als einen
mystischen Narren verschrien.“ (Jung 2001: 50)
Eine wunderbare
Ergänzung zur „Banalität des Bösen“ von Hannah Arendt, wenn es um die
soziologisch-theoretische Erfassung des Nationalsozialismus geht.
Also Vorsicht, Aufklärung kann zur Ideologie verkommen, wenn sie die eigene Wirklichkeit nicht selbstreflexiv relativiert.
Welcher
Intellektuelle hat den Nationalsozialismus und damit die aktuelle
Realität und seine Dramatik 1936 ähnlich realistisch öffentlich
begriffen und die tatsächliche Entwicklung prognostiziert??
Wie realistisch war die Einschätzung der Rationalisten und Aufklärungs-Ideologen damals?
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